Paul Rosenberg

Was auch immer wir an der US-Verfassung aussetzen mögen, es ist schwer, diesen Satz in der Präambel nicht zu schätzen:

[um] die Segnungen der Freiheit für uns und unsere Nachkommen zu sichern...

Das Problem ist natürlich, dass das Wort "Freiheit" so missbraucht worden ist, dass es keine klare Bedeutung mehr hat. Dennoch gefällt mir der Ausdruck, und deshalb möchte ich einen neuen Begriff für Freiheit verwenden: Panarchie.

Die verbesserte Formulierung lautet wie folgt:

die Segnungen der Panarchie für uns und unsere Nachkommen zu sichern

Das ist sinnvoll, selbst in dem Durcheinander von Verwirrung und Verzerrung in unserer modernen Welt.

Politische Freiheit

Für diejenigen unter Ihnen, die mit dem Begriff Panarchie nicht vertraut sind: Er bezieht sich auf einen Zustand des "Leben und leben lassen", der ausdrücklich auch politische Wahlmöglichkeiten einschließt. Mit anderen Worten, Panarchie bedeutet Wahlfreiheit, einschließlich der politischen Wahl.

Eine Voraussetzung der Panarchie ist, dass man wählen kann, von welcher Art von Regierung man regiert werden möchte, oder sich dafür entscheidet, von gar keiner Regierung regiert zu werden. Das ist tatsächliche Wahlfreiheit... im Gegensatz zur politischen Version der Wahlfreiheit, die bedeutet: "Wählen Sie zwischen den Optionen, die wir Ihnen anbieten."

Die Wahrheit ist, dass keiner von uns im modernen Westen politische Freiheit genießt. Es ist uns erlaubt, über politische Details zu streiten, aber wir sind nicht frei, andere Lebensformen zu wählen als die, die uns angeboten werden.

Sie werden feststellen, dass die Politiker immer wieder von Freiheit schwadronieren, aber es geht immer nur um die Freiheit “unter” etwas. Und dieses”unter”  bedeutet immer, dass einige Wenige über Viele herrschen. In der Panarchie gibt es keine "Freiheit unter", nur Freiheit.

Denken Sie bitte daran, dass Panarchie und politische Freiheit direkt auf John Lockes Zweite Abhandlung über die Regierung und seine Definition des natürlichen Zustands der Menschheit zurückgehen:

Um politische Macht richtig zu verstehen und von ihr ihren Ursprung abzuleiten, müssen wir den Zustand berücksichtigen, in dem sich alle Menschen von Natur aus befinden, und das ist ein Zustand vollkommener Freiheit, ihre Handlungen zu bestimmen und über ihren Besitz und ihre Person zu verfügen, wie sie es für richtig halten, innerhalb der Grenzen des Naturgesetzes, ohne um Erlaubnis zu bitten oder vom Willen eines anderen Menschen abhängig zu sein.

Denken Sie auch daran, dass dies die Grundlage der amerikanischen Revolution war. Jefferson hielt Locke unter anderem für einen der drei größten Männer, die je gelebt haben, und Samuel Adams schrieb 1771 folgendes über ihn:

Mr. Locke ist in der gegenwärtigen Auseinandersetzung zwischen Großbritannien und seinen Kolonien oft zitiert worden, und zwar sehr für unsere Zwecke. Seine Argumentation ist so überzeugend, dass noch niemand versucht hat, sie zu widerlegen.

Panarchie in der Praxis

Panarchie bietet politische Freiheit, zusätzlich zur physischen und wirtschaftlichen Freiheit. Hier sind die Wahlmöglichkeiten, die uns allen unter Panarchie zur Verfügung stehen:

• Halten Sie eine konstitutionelle Republik für das beste Modell der menschlichen Organisation? Prima, dann gründen Sie doch eine.
• Halten Sie eine Monarchie für das beste Modell? Kein Problem. Richten Sie eine ein. Keiner wird sich Ihnen widersetzen.
• Würden Sie ein freiwilliges System bevorzugen? Nur zu.
• Wollen Sie ein anarcho-syndikalistisches System aufbauen? Ob die meisten von uns das für eine gute Idee halten oder nicht, Sie können es ruhig versuchen.

Es gibt nur eine einzige Einschränkung für jede Art von Vereinbarungen: Sie können niemanden zu Ihrem Plan zwingen. Wir alle können frei wählen, ohne Zwang oder Verbot.

"Das kann doch nicht funktionieren!"

In Wirklichkeit heißt das: "Ich muss diese Idee verhindern.” Es ist meistens nur ein reflexartiger Widerstand gegen etwas, das nicht dem Status quo entspricht.

Das Verrückte daran ist, dass die Menschen, die sich dagegen wehren, keine Ahnung haben, dass das, was sie sagen, wahr ist: Nichts außer dem System, das sie vergöttern, ist erlaubt, und das schon seit langer, langer Zeit.

Das letzte Mal, dass wir im Westen mit politischer Freiheit experimentieren konnten, war in Teilen Nordamerikas im 18. und 19. Jahrhundert, bevor Alternativen zum System gewaltsam unterdrückt wurden. Und diese Experimente verliefen ziemlich gut für diejenigen, die zu der Frontierbewegung gehörten, sogar in der Wildnis.

Was die Ausarbeitung der praktischen Details angeht, so ist das recht einfach. Das Problem ist, dass die Politiker sofort einen vollständigen, idiotensicheren Plan verlangen, der jedes Detail abdeckt. Das ist nicht nur dumm, sondern der Plan wäre am zweiten Tag schon wieder überholt.

Die Lösung besteht einfach darin, Platz zu machen und die Menschen eigenständig handeln zu lassen. Das ist es, was freie Märkte tun, nicht wahr? Und sie funktionieren in der Regel recht gut.

Die Forderung nach einem perfekten Plan im Voraus ist erstens unmöglich. Zweitens wäre sie ziemlich nutzlos, wenn sie möglich wäre. Drittens und am unmittelbarsten ist es eine Verzögerungstaktik; ihr eigentlicher Zweck ist es, die Menschen an Ort und Stelle gleichsam einzufrieren.

Die Panarchie ist moralisch. Es ist ein besseres Modell. Sie bringt tatsächliche Freiheit.

Die Panarchie würde uns und unseren Nachkommen die Segnungen der Freiheit sichern, und wenn auch nicht perfekt (nichts wird in diesem Stadium der menschlichen Entwicklung perfekt sein), so wäre sie doch mit Sicherheit besser als die politischen Systeme, die im 20. Jahrhundert 262 Millionen Menschen getötet haben.